Fachtag "Wachsende Stadt - sinkende Lebensqualität?"

Tempelhof-Schöneberg mit neuer Mobilität zukunftsfähig machen

Bis 2030 werden voraussichtlich 4 Millionen Einwohner in Berlin leben und 130.000 zusätzliche Pkw auf den Straßen der Stadt unterwegs sein. Schon heute steht die Stadt kurz vor dem Verkehrsinfarkt und konkurrieren verschiedene Nutzungen um den öffentlichen Raum. Christiane Heiß, Bezirksstadträtin für Bürgerdienste, Ordnungsamt, Straßen- und Grünflächenamt und das Projekt NEUE MOBILITÄT BERLIN helfen mit innovativen Mobilitätskonzepten Stress und Streit zu verhindern.

Auf dem Fachtag „Wachsende Stadt – sinkende Lebensqualität?“ am 15.02.2018 diskutierten ca. 100 Mobilitätsexperten im Rathaus Schöneberg:

  • Welche Probleme bestehen im Quartier in Bezug auf den Flächenbedarf des motorisierten Individualverkehrs?
  • Gibt es Ideen und Lösungsansätze, wie neue Mobilitätsangebote die Lebensqualität in Berlin verbessern kann?
  • Sind bereits Initiativen aktiv, den öffentlichen Raum in Tempelhof-Schöneberg sicherer und für alle Teilnehmer des Straßenverkehrs besser nutzbar zu machen?

"Die Mobilitätswende in Berlin ist in vollem Gange – diesen Trend unterstütze ich, denn Mobilität als Dienstleistung schafft viele Vorteile für die Stadt und ihre BewohnerInnen!"

- Christiane Heiß, Bezirksstadträtin für Verkehr im Bezirk Tempelhof-Schöneberg

"Mit dem Ziel, vor allem
die innerstädtischen Straßen
von vermeidbaren
Kraftfahrzeugverkehren
zu entlasten, setzen wir
auf die
Parkraumbewirt-
schaftung."

— Hartmut Reupke, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz

Tatkräftig auf allen Ebenen

Die Teilnehmenden forderten die verbesserte Zusammenarbeit zwischen den Bezirken und der Landesebene in Bezug auf Mobilität und lebenswerte Quartiere, damit in den nächsten Jahren die Weichenstellung für eine autoreduzierte Zukunft gelingen kann. Ob Radschnellverbindungen, Verbesserung des ÖPNV-Angebots oder ausgeweitete Parkraumbewirtschaftung – es sollen konstruktive Wege gefunden werden, die möglichst vielen Menschen praktikabel und unterstützenswert erscheinen.

 Auch eine nachhaltige Verbesserung der Rahmenbedingungen für Mobilität als Dienstleistung (MaaS) stand auf der gemeinsam im Rahmen eines World Cafés erarbeiteten Agenda. Ein starker Wunsch der Beteiligten war, dass zunehmend mehr BerlinerInnen ihr eigenes Auto abschaffen. Gewünscht wurde, dass sie stattdessen auf ÖPNV, Car-, Scooter- oder (Cargo-) Bikesharing umsteigen, damit Bürgerschaft und Verwaltung den Straßenraum auf den frei werdenden Flächen im Kiez neu denken können.

"Das Ziel des Projekts NEUE MOBILITÄT BERLIN ist, den Platzbedarf des ruhenden Verkehrs zu reduzieren und damit die Lebensqualität in der Stadt zu erhöhen!"

- Dr. Gabriele Wendorf, Zentrum Technik und Gesellschaft (TU Berlin)

Plausible Parkraumbewirtschaftung

Vielfach in die Diskussion gebracht wurden die in Teilen Berlins erfolgreich eingeführten Parkraumbewirtschaftungszonen. Diese ermöglichten nach Ansicht des Plenums zunehmende Freiheit für künftige Planungen. Mit mehr verhandelbarer Fläche im öffentlichen Straßenraum könne z. B. die flächendeckende Verbreitung (Skalierung) der E-Mobilität und die damit verbundene Ladeinfrastruktur vorangetrieben werden. Durch das effizienter genutzte Stellplatzangebot würden darüber hinaus der Parksuchverkehr, ordnungswidriges Parken und Parkvorgänge in zweiter Spur reduziert. AnwohnerInnen, Gewerbetreibende und Handel profitierten von besserer Erreichbarkeit freier Parkstände.

Bedürfnisorientierte Stadt

Angemerkt wurde auch, dass komfortable Konsumangebote wie z. B. E-Bikes/Pedelecs, Mobilitäts-Apps und Lieferdienste das tägliche Leben der Stadtbevölkerung mit hoher Dynamik verändern. Die Abhängigkeit vom eigenen Auto verringert sich. Wie sich der öffentliche Raum diesen und zukünftigen Nutzungsszenarien anpassen kann und muss, sollte in engem Austausch zwischen allen Stakeholdern in Tempelhof-Schöneberg verhandelt werden.

"Wesentlich ist, dass wir im Auge haben, was die Stadtgesellschaft für Ansprüche hat."

- Hartmut Reupke, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz